Conny Arbes und ihr Wohl-Füll-Eck – von der Finanzbuchhaltung zum Unverpacktladen

„ALLE SAGTEN: DAS GEHT NICHT.“

Natürlich gab es auch die Zweifler und die Neider. Die Besserwisser und die Pessimisten, die Conny ihr Projekt ausreden wollten. Ein Satz an der Eröffnungsfeier ihres „Wohl-Füll-Ecks“ war für Connys Vorhaben ziemlich treffend und bezeichnend: „Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat’s einfach gemacht.“ Wülfershausens Bürgermeister Wolfgang Seifert sagte in seinem Grußwort damals, dass es die Aufgabe einer jeden Generation sei, die Erde besser zu verlassen, wie man sie vorgefunden habe.

BEITRAG FÜR EINE BESSERE ZUKUNFT

Connys Unverpacktladen soll genau solch ein Beitrag zum Erhalt eines lebenswerten Planeten sein. „Recycling ist gut, Müll vermeiden ist noch besser. Ich will mit meinem Projekt nicht mit dem erhobenen Zeigefinger umhergehen, sondern den Menschen, die das möchten, zeigen, dass es Alternativen gibt. Beim Konsum, bei Produkten und bei der Art des Einkaufens. Mehr nicht.“

Und Connys Konzept sieht so aus: Die Kundinnen und Kunden überlegen sich zuhause, welche Lebensmittel und Alltagsprodukte fehlen. Sie bringen ihre Behältnisse und Transportboxen mit nach Wülfershausen, wiegen diese ab und füllen sie wieder auf. So viel wie eben benötigt wird. Für Spontaneinkäufe hat sie auch immer Pfandbehälter vor Ort.

EIN CAFÉ DIREKT AM RADWEG

Drinnen, im Wohl-Füll-Eck, gibt es seit über zwei Jahren Backwaren und allerhand Grundnahrungsmittel in Bio-Qualität. Der Käse, der Kaffee oder die Mehle kommen nur wenige Kilometer von Wülfershausen entfernt.

Dazu gibt es Hülsenfrüchte und Getreide, Reis, Nudeln und Nüsse, Schokolade, Müsli, Öle und Essige zu kaufen. Ebenso Kräuter, Kaffee und Tee. Wenn möglich und verfügbar, soll es regional und ökologisch erzeugt sein. Hygieneprodukte, wie Reinigungsmittel, Shampoos und Zahnhygiene-Artikel, runden das Sortiment ab. Es gibt einfach fast alles, was man so im Haushalt benötigt. Draußen auf der neu gestalteten Terrasse, direkt am Radweg der Findelmühlstraße, entstand ein kleines Café zum Verweilen. Manchmal sogar mit Livemusik. Es ist Connys kleines Paradies.

EIN ORT MIT HEIMATWERT

Das Wohl-Füll-Eck ist mehr als nur Nahversorger ohne Verpackungen. Es ist ein Ort der Begegnung, an dem Menschen zusammen und ins Gespräch kommen. Manche Kundinnen verabreden sich zum Wocheneinkauf. Auf der Terrasse oder auf dem kleinen Bänkchen an der Straße sitzt man noch ein Weilchen auf einen Espresso zusammen. In den letzten zwei Jahren hat sich eine Stammkundschaft entwickelt, die in der Tat ihr Einkaufsverhalten verändert und regelmäßig bewusst bei Conny einkauft. . Man sieht sich. Man kennt sich. „Schön,Dich zu sehen.“

Conny ist zuversichtlich und freut sich auf viele Kundinnen und Kunden. „Es geht bei diesem Konzept und diesem Lebensstil nicht darum, sich zu geißeln, sich etwas zu verbieten oder sich vorzunehmen, zu 100% auf Plastik zu verzichten. Das wäre recht desillusionierend und enttäuschend. Es geht darum, sich auf den ungezwungenen Wettkampf mit sich selbst einzulassen. Wo kann ich in meinem Alltag vielleicht noch einen Ticken Plastik- und Einwegverpackungen einsparen?“ Conny lächelt. „Das wiederum ist ziemlich einfach.“