Seit 2018 bieten Florian und Marc-André Janz geführte Wanderungen durch die Rhön an. Warum sind die beiden so erfolgreich damit, wo nehmen SIE die Energie her und warum arbeiten sie durch-schnittlich 18 Stunden am Tag? Ein Besuch bei Alpakas und Bier.
“ Wir haben Rhönmomente nicht beschlossen oder geplant. “ Wir haben einfach angefangen.
Es ist 17 Uhr an einem ganz „normalen“ Dienstag. Florian Janz schaut nochmal schnell in die alte Scheune von seinem Opa. Kurzer Gruß zum Großvater, ein paar Takte im Rhöner Dialekt, ein Blick auf das Smartphone und weiter geht’s. „Flo“ ist unter Strom, aber nicht gestresst. Unter der Krempe seines Ranger-Hutes strahlt sein breites Grinsen. Er stellt verschiedene Biere in einen Kühlraum und checkt einen Sack mit Wolle.
Währenddessen kommt Marc-André, Spitzname „Maggi“, mit 15 Alpakas und 25 Kindern von einer Wanderung durch die Rhöner Landschaft zurück. 2,5 Stunden war er rund um Ginolfs unterwegs.
Dienstags macht er die Führungen. Donnerstags Flo. Freitag, Samstag und Sonntag sind sie beide draußen. „Heute war es wirklich eine knappe Kiste. Um 5 Uhr hat mein We-cker geklingelt und ich hatte in Bad Neu-stadt Frühschicht bis 14 Uhr“, erzählt Maggi. Nur 30 Minuten später und 20 Kilometer entfernt, startete die geführte Alpaka-Wanderung. „Ausziehen, Umziehen, los!“ Auch er wirkt zufrieden und keineswegs müde. Er grinst und freut sich über die freund-liche Wandergruppe.
VON DER INDUSTRIE AUF DIE KOPPEL
Flo und Maggi treffen sich auf der Alpaka-Koppel und erkundigen sich wie alte Freunde. „Wie war‘s bei dir? Hat alles geklappt?“ Jetzt sind die Gäste weg und die beiden können für einen Moment durchschnaufen. Doch diese Ruhe währt nur kurz. Während sie sich selbst Zeit für ihre Alapakas nehmen, sie streicheln und begutachten, besprechen sie aktuell anstehende Projekte, bringen sich auf den neuesten Stand und spinnen schon wieder weiter an neuen Ideen. Die Dynamik der beiden ist beeindruckend. Das Tempo rasant und dennoch entspannt.
Ihr Baumhaus aus Kindertagen steht hinter ihnen und vor den beiden beleuchtet die untergehende Herbstsonne eine Waldkuppe. Beim Ausblick über den kompletten Landkreis erzählen sie von ihrer Geschichte.
„Wir haben Rhönmomente nicht beschlossen oder geplant. Wir haben einfach angefangen.“
„Genau in diesem Baumhaus saßen wir vor drei Jahren und redeten über unser Leben und die Schönheit der Rhöner Landschaft. Wir wollten ‚irgendwas machen‘, irgendwo hin mit unserer Energie. Wir wollten diesen einzigartigen Blick auf die Dinge und diese Aussicht in die Natur möglichst vielen Menschen zugänglich machen“, sagt Flo. „Dann war es soweit. Wir haben 2018 Rhönmomente nicht beschlossen oder geplant. Wir haben einfach angefangen. Es einfach gemacht.“
Seitdem verbringen Flo und sein Bruder nun wirklich jede freie Minute für „Rhönmomente“. Im Sommer und im Winter. Sieben Tage die Woche. Sie bieten Alpaka-Wanderungen, Biertastings und Glühwein-Touren an. Sie sind auf Instagram beliebt und präsent, organisieren einen florierenden Online-Shop. Sie haben ein eigenes Modelabel, vertreiben
die Wolle der Alpakas und verarbeiten das Heu für Entspannungsbäder. Sie planen immer weiter. Ruhe und Stillstand kennen die beiden nicht. „Wenn man eine Idee hat und sie nicht umsetzt, dann bleibt sie eine Idee und bringt keinem etwas“, sagt Flo, der Ideengeber und Kreative der beiden. „Wir fackeln nicht lange und setzen unsere Ideen immer sofort um. Und wenn etwas nicht klappt, dann wissen wir wenigstens, dass es nichts war“, grinst Maggi, der sich auch in die komplexesten Zusammenhänge reinfuchsen und auch den bürokratischen Part übernehmen kann.
18 STUNDEN AM TAG – JANZ NORMAL
Vielleicht ist es genau diese Unbe-schwertheit und Leichtigkeit der beiden Brüder, die sie so faszinierend und beneidenswert machen. Vielleicht ist es diese positive Energie, die sie erst ihr Projekt „Rhönmomente“ hat umsetzen lassen. Schließlich gab es mehr als genug Kritiker und Schwarzseher, als die beiden Jungs beschlossen, 15 Alpakas nach Ginolfs zu holen.
Dass die beiden noch einen „normalen“ Job in der Industrie ausüben, mag man bei dem Arbeitspensum fast nicht glauben. „Für uns ist Rhönmomente keine Arbeit. Es ist unser Leben. Es ist das, was uns erfüllt. Manchmal ist es schon verrückt, dass wir im Schnitt 18 Stunden am Tag arbeiten. Aber Projekte sind eben dazu da, um umgesetzt zu werden“, schmunzelt Flo.
Mit ihren Alpaka- und Bierwanderungen sind die beiden aus der Rhön nicht mehr wegzudenken. Sie zeigen ihren Gästen und Teilnehmern wie schön die Heimat und wie gut die regionalen Erzeugnisse sind. Sie schärfen das Bewusstsein für die Rhön. Für die Rhöner und für Touristen. Ihre Wanderungen sind fast immer ausgebucht
EIN ABEND AUF DER COUCH? UNDENKBAR.
Es wird frisch auf der Alpaka-Koppel. Flo macht noch den Stall sauber und Maggi erhascht den letzten Blick auf den Sonnenuntergang. Er begibt sich schon mal auf den Heimweg. „BWA, Steuerkram und Papierkrieg“ sind nach diesem langen Tag seine Abendbeschäftigung. Ein Abend auf der Couch? Undenkbar. Er grinst voller Vorfreude auf die Steuererklärung. Er sieht nicht die Arbeit dabei. Er freut sich, dass er heute wieder mal ein Projekt abschließen kann. Morgen ist ein neuer Tag.
KONTAKT
Rhönmomente
Marc-André & Florian Janz
Ellerweg 7
97656 Ginolfs
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