Biohotel Sturm – Challenge accepted

Christa Sturm-Schulze Dieckhoff und ihr Mann Matthias betreiben mit dem Biohotel Sturm in Mellrichstadt eine Oase der Lebendigkeit. Warum drei Buchstaben ihr Leben so veränderten.

Das Hotel Sturm in Mellrichstadt ist eine feste Institution. Ein Haus von gutem Ruf. Dennoch war es nicht immer der Ort, den Christa Sturm-Schulze Dieckhoff mit sprudelnder Lebensfreude verbunden hatte. Ganz im Gegenteil. Der rote Klinker-bau, errichtet von ihrem Vater, brachte nach der Übernahme viel Arbeit – und Sorgen mit sich. Heute sagt sie: „Das Ho-tel war für uns auch manchmal ein Klotz am Bein, jetzt schenkt es aber nur noch Freude. Nicht nur den Gästen, sondern vor allem auch uns.“ Was war passiert?
Es sind die letzten warmen Tage in der Rhön. Auf der großen Terrasse des Bio-hotels Sturm sitzt Christa mit ihrem Mann Matthias Schulze Dieckhoff. Sie schauen auf anliegende Äcker und alte Bäume, auf eine zwei Hektar große Außenanla-ge. Auf einen vielfältigen Naschgarten, wo auf 3500 Quadratmetern unzählige Früchte wachsen. Sie schauen auf ihren Schwimmteich. Sie erzählen davon, dass sie ihre Tees selbst herstellen und auch die Marmelade. Das Brot natürlich auch. Der Koch bedient sich im Garten je nach Saison. #paradies

Beide sprudeln vor Energie, wenn sie von ihrem Hotel und ihrer Heimat sprechen. Matthias, gebürtig aus Nord- rhein-Westfalen, hat schon vor 33 Jahren mit der Rhön eine neue Heimat gefunden. „Es gibt für mich kein besse-res Paradies als die Rhön hier.“ Beide strahlen. Doch das war nicht immer so.
Easy going? Von wegen.
1996 übernahmen die beiden als Pächter das hohe Bauwerk am Ortseingang von Mellrichstadt. Easy going? Von we-gen. Tagungen? Handelsvertreter? Se-nioren? Wenngleich das Hotel Sturm schon immer einen sicheren Stand in der Region hatte, wollten sie so nicht noch 30 Jahre arbeiten. „Irgendwie war bei uns die Luft raus. Wir plätscherten mit unserem Hotel so dahin und hatten keine Perspektive und keine Pläne. Wir wollten etwas ändern, nahmen unseren Mut und unser Erspartes zusammen und kauften das Hotel. Von da an änderte sich alles für uns.

Wir hatten neue Energie“, erzählt Matthias. Abreißen? Neubauen?


„Es gibt doch nichts Nachhaltigeres, als einen bestehenden Bau zu verwenden und von nun an zu verbessern. Wir stehen zu diesem Gebäu-de und unserer Vergangenheit.“ Das spornte offenbar an.
„Wir wollten für unser Hotel ein schönes Schwimmbad, aber ohne Riesen-Pumpe und Chlor-Anlage. Wir fragten uns: Geht das nicht auch natürlicher und umweltschonender?“ Diese Worte wurden quasi zum Leitspruch von Christa und Matthias. Die Antwort lautete 2004: ‚Es geht‘. Die Lösung war ein Öko-Schwimmteich mit vitalisiertem Wasser. „Unser Schwimmteich war für uns das Schlüsselerlebnis und dadurch kam so richtig Leben und Bewegung ins Hotel. Wir waren erstaunt, welche Ener-gie dieser Teich in uns weckte.“
Dem Teich folgte schon bald eine Gartensauna. Mit Grasdach und mit Hölzern aus der Rhön. Danach das ‚Haus der Stille‘. „Das war der erste Auftrieb und wir merkten: Mensch, da geht was ab.“ Bei allem, was die beiden von nun an in Angriff nahmen, sollte immer auf einen schonen-den Umgang mit der Natur geachtet werden. Dazu alles aus der Region. Das war schon damals keine PR-Strategie, sondern gelebter Idealismus. Teilweise kostspieliger Idealismus. Egal.
„Wenn etwas der Natur guttut, dann tut es uns gut und dann tut es den Gästen gut. So einfach kann man unser Handeln beschreiben.“ Christa und Matthias arbeiteten, soweit möglich, nur mit regionalen Zulieferern zusammenarbeiten und waren begeistert wie unkompliziert und per-sönlich das funktionierte. „Im Winter 2010 machten wir einen nächsten Radikal-Schritt und setzten mit Bio noch einen drauf.“ Das erste Bio- Hotel in der Rhön war geboren.

Ein komplett neues Universum eröffnete sich für die erfahrenen Hoteliers. Dem Wellnessbereich folgten ein Blockheizkraftwerk im Keller und eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Es kamen Öko-Putzmittel in die Kammer und Bio-Gins in die Theke. Die Küche lockte als reine Bio- Küche neue Gäste, die auf die Qualität und Herkunft der Produkte achteten.

Ein Energie-Schub nach 30 Jahren im Job

Im April 2017 erfolgte nochmal ein ganz großer Riss. Zusammen mit dem Nürn- berger Architekten Prof. Matthais Lö-bermann wurde der rote Klinkerbau komplett saniert und mit mineralischem Kalkputz weiß eingefärbt. Dazu wurde das Erdgeschoss von außen hinter einem modernen und stylischen Holzparavent verkleidet, die Rezeption modernisiert und der 7. Stock neu umgebaut. Irre.
„Das Krasseste und Tollste an diesem System ist, dass es uns selbst auch noch einmal vollkommen veränderte und neue Lebensfreude brachte. Nach 30 Jahren im Job kommt auf einmal nochmal so ein Energie-Schub“, grinst Christa. „Es läuft doch immer auf diesen Punkt hinaus: Wohlfühlen für alle.“ ergänzt Matthias. Deshalb gibt es auch Yoga und Koch- kurse, individuelle Ausflugstipps und ein üppiges Frühstücks-Buffet mit Produkten von Bauern aus der Region.

 

Der Mut von Christa und Matthias wur-de belohnt. Gäste aus ganz Deutschland kennen und besuchen nun regelmäßig Mellrichtstadt. Unter den Biohotels sind sie führend. Stammgäste vom Tegernsee schätzen die Ruhe in der Rhön und ziehen sie den Alpen vor. Viele der Gäste wollen Urlaub in der Natur verbringen – nicht auf deren Kosten. Der Plan ging offenbar auf. Das Biohotel ist zu einer kleinen, heilen Welt geworden, zu einer lebendigen Insel am Ortseingang.

Die eigentlichen Gewinner dieses Prozesses sind aber nicht die Gäste und Kunden. Christa lacht. „Das sind wir: Nicht finanziell, sondern weil es uns einfach gut geht.“

 

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täglich von 18:00 bis 21:00 Uhr